Samstag, 28. Februar 2009

Weshalb ich mir selbst unsympatisch bin.



Ein wiederkehrendes Problem in meinem Leben ist meine kindische Reaktion auf die Feststellung, dass etwas, was ich sehr mag und vor allem: schon sehr sehr lange mochte, plötzlich zum Allgemeingut geworden ist. Wenn es plötzlich in ist, diese Band oder jenen Kleiderstil oder eine Person oder Tätigkeit oder was auch immer – gut zu finden. Wenn die Masse das für sich beansprucht, was einmal meine ganz eigene, kleine, stille, schöne Freude war.

Es ist ja nicht so, dass ich es dann plötzlich nicht mehr gern haben darf. Es wird mir ja nichts weggenommen. Aber es fühlt sich so an. Die Masse macht mir meine Privatleidenschaften kaputt.

Meine Reaktionen darauf sind erbärmlich.

Ich möchte am liebsten ein grosses Schild basteln, auf dem steht: Ich fand Batman im Fall schon mit 14 huren cool, als ihr alle noch jahrelang auf Super- oder Spiderman standet!, und damit auf dem Bundesplatz demonstrieren. Zu meiner Sterntätowierung (die ich zugegebenermassen auch jemandem abgeschaut habe) möchte ich mir das Stichdatum hinzufügen lassen. Damit mal klar ist: Das war 2001, als ihr alle noch Arschgeweihe und Armbändeli tätowiert haben wolltet! Bei den Konzerten diverser Bands würde ich gerne als Eröffnungshandlung eine Rede halten, mit dem Inhalt, dass ich diese Gruppe schon vor (eine beliebige Zahl einfügen) Jahren in (beliebiger kleiner Club einfügen) gesehen habe. Und ich möchte unbedingt in Gottes grossem Buch aller Ereignisse (soeins muss es doch geben, oder?) festhalten, dass „Where is my mind“ mein Lieblingslied war, seit mir mein damaliger Schwarm, der mit mir den Lateinkurs besuchte, ein Mixtape zum 14. Geburtstag geschenkt hatte – Jahre bevor „Fightclub“ rauskam und es jede zweite Band coverte.

Kann mir jemand einen guten Psychiater empfehlen? Sollte ich den Kindergarten doch noch nachholen, lernt man dort, mit diesen Dingen gelassen umzugehen? Ich bin mir schon selber unsympatisch deswegen. Lieber möchte ich gönnerisch sein und sagen können: Oh, das freut mich jetzt aber, dass ihr den Joker alle super findet, das bestätigt meinen guten Geschmack, die Figur war nämlich schon ausgezeichnet, als sie noch von Jack Nicholson gespielt wurde. Ich nehme eure kollektive Gutfinderei als Kompliment, und dass an der Fasnacht jeder zweite als Joker verkleidet ist, freut mich ausserordentlich, weil es zeigt, dass der Geschmack der Menschheit ein Gramm besser geworden ist.

Aber ich kann einfach nicht.

Dienstag, 24. Februar 2009

Oscars von Vorne

Nee, das war jetzt auch nur ein blöder Scherz. Ach ach. Man kann nicht immer witzig sein. Besonders nicht wenn man krank ist. Wenn das Wasser nur so aus der Nase rotzt, bis die Taschentücher den Boden rund ums Bett in eine kleine, flauschige Schleimhüpfburg verwandeln; wohl, damit man nach all den mathematisch angehauchten Psychoträumen weich aus dem verschwitzten Bett fällt. Wäh.

Schöner wirds dann auf dem Weg zur Besserung. Da folgt nämlich die höchst effektive TV-Therapie. Täglich mindestens fünf Folgen von King of Queens und Two and a Half Men, irgendwo läuft sicher auch noch Friends („Na, wie geht’s denn soo?“) oder Simpsons oder so. Und wenn alles nicht mehr geht, dann geht immer noch die Krönung des modernen Privatfernsehens: Sozialvoyeurismus TV.

Etwa „U20 – Deutschland deine Teenies“, da ist die 16-jährige Mandy schwanger von einem Heimjungen, die beiden sitzen im Teeniezimmer, Mandy raucht („Ich höre ja auf wenn ich stille!“), der Junge streichelt ihren runden Bauch und fragt: „Und was stellst du dir so zukunftsmässig vor?“ Und das Mädchen sagt: „Na so ein eigenes Haus und mit dem Kleenen und kein Streit und so.“ Und dann kommt Mandys Mami rein und ruft zum Essen, und die Mandy sagt: „Friss deine Scheisse doch allein.“

Ich fühle mich schon fast gar nicht mehr krank.

Noch besser gehts mir aber nach „Lebe deinen Traum“ auf Pro7. Klingt so hübsch der Titel, als würde die Sendung von blinden Mädchen handeln, die endlich ein Pony streicheln dürfen oder meinetwegen von Kein-Wort-Norwegisch-Sprechenden arbeitslosen Paaren, die nach Oslo auswandern. Aber nein!, die Serie zeigt Familien, die mit 29 Katzen in einer ungeheizten Lagerhalle wohnen, die einen adipösen Sohn namens Johannes haben, der „hat die Schule abgebrochen, weil die anderen Schüler seinen Körpergeruch nicht mehr ertrugen“.

Lebe deinen Traum!



Freitag, 20. Februar 2009

Swiss Music Awards von oben

Gerne schnöden alle ein wenig über solche Anlässe, aber man sollte nicht die Flasche beissen, die einen mit Alkohol abfüllt, oder wie hiess das nochmals. Jedenfalls ist es schön, sehr viel sehr unterschiedliche Getränke und Dings serviert zu kriegen, Danke Schweizer Plattenmultis, Danke Ivo Sacchi (können Sie mir bitte eine CD mit Ihrer Rede brennen?). Dass solche Partys supi sind, fanden nicht nur die angeblich 8 akkreditierten 20-Minuten-Journalisten (what a Berichterstattung muss das geworden sein!), sondern auch die versammelte Gewerkschaft der Castingshow-Kandidaten sowie die Almost-Topmodels und, Achtung Baby: Naddel. (What the föck?)

Unser Platz war oben, wir hatten freie Sicht auf die Köpfe der Menschen, und da kündigt sich schon die eine oder andere Glatze an, z.B. bei Nadja Schildknecht. (Kleiner Scherz.)

Melanie Winiger trug eine Wurstkreation aus dem Hause Pierre Brice, wirklich sehr appetitlich. Für extremen Aufruhr sorgte wie bereits im letzten Jahr die blosse Präsenz der Rebellen von QL, ich meine, solche Querdenker braucht das Land, sie sind so herrlich unangepasst, ich meine H.A.L.L.O!, die kamen OHNE ANZUG! In so Pönkerkleidern! Das muss man sich mal vorstellen!

Mir ist jetzt noch ganz blümerant vor lauter Provokation. Deshalb hier nur noch kurz eine Interna: Teile der Band von Amy "Thank You Swatzerland" Macdonald machten dann später noch alles an, was kreucht und fleucht, ausser Nora Hesse, was mir irgendwie immer noch ganz schleierhaft ist.

Der inspirierende Auftritt von Richie von Plüsch hatte zuvor wieder einmal den unbändigen Wunsch in mir aufkeimen lassen, selbst eine Band zu gründen. Die war dann auch schon quasi geboren und hatte sogar einen umwerfenden Namen ("The Heart Attacks"), als mir MySpace flüsterte, dass es schon eine Band mit diesem Namen gibt, und damit wurde einmal mehr ein junges Talent im Keim erstickt, und so wird der Newcomer des Jahres bei den Swiss Music Awards 2010 wohl Polo Hofer heissen oder Krokus.

Man darf entspannt sein.

Sonntag, 15. Februar 2009

MusicStar von hinten

Also, jetzt mal, was bei "MusicStar" im Bierhübeli tatsächlich abging:




Michelle ist nicht etwa rausgeflogen, weil sie ein HippieSchluckWasser ist, wie viele nun denken. Nein, sie wurde vom SF rausspediert, weil sie die ganze Zeit dieses wüste Wort sang. Immer wieder kommt er, ganz unvermittelt, dieser schlümme Ausdruck:
"Denn es macht jetzt keinen Sinn. F*tzenkind."
Aber hört selbst (das Video ist von der SF-Website):



Aber ich wusste ja schon lange, dass Hippies nur so harmlos tun, um heimlich die Weltherrschaft übernehmen zu können. Das zeigt ja auch dieses Interview ganz deutlich. Nur ein Ausschnitt:

"Optisch auffällig bist du durch deine Rasta-Frisur." (Das ist die Frage)

Antwort: "Ich war mit einem Mann zusammen den ich sehr gerne hatte. Er hat mir immer gesagt, wie schön er meine Löckchen findet. Er ist bei einem Hausbrand ums Leben gekommen. Ich bin danach vor dem Spiegel gestanden und musste immer an ihn denken. Aber ich bin ein Mensch, der nach vorne schauen will. Ich hatte viel Mühe mit der Situation und bin lange traurig gewesen…"

Ja, das leuchtet mir ein: Rastas wachsen, wenn einem was ganz Schlimmes widerfährt.

Weitere Insider-Infos:

- In der Werbepause ist eine Frau im Publikum zusammengeklappt. Gölä sprang sofort sehr heldenhaft auf und versuchte sie zu retten, oder so, ehm, das hab ich dann nicht mehr gesehen, aber er sprang emel auf, und das ist doch schon mal was, oder?

- Shirthouse hat den Umsatz des Jahres gemacht mit all den XXL-Shirts, die all die Mütter und Väter und Cousinen und Privatkollegen mit doofen Fotos bedrucken liessen und über ihre Abendgarderobe stülpten. Gleich zweimal wurde, oh wow, der Spruch "Yes She Can!" zum Motto erkoren, so eine witzige Idee he! Jööh!

- Am Ende stank es ganz grässlich nach verfaulten Eiern, und wer schon schlüssig folgerte, Dimitri hätte einen fahren gelassen, wurde von einer Security-Dame eines Angenehmeren belehrt: Ein Scheinwerfer ging kaputt, und deshalb. Aha.

- Fabienne Heyne: Ja, ihr wisst schon.


Und nun noch einige Fotos:


Wessen Fans sind das wohl? Hä? Hä? Wers errät, gewinnt eine wunderschöne Rastalocke.



Ein Reporter der Jungfrau-Zeitung beim Interview.

Samstag, 14. Februar 2009

Ferrosexuelle Brasilianerinnen

Time for change, wie gesagt und wie immer und bla. Wie wärs mit einem neuen Job? Wäre ich Fotografin, würde ich den ganzen lieben langen Tag lang nur textilfreie Randgruppen fotografieren, z.B. leprakranke Ferrosexuelle, volltätowierte 70-Jährige, kleinwüchsige Elvis-Imitatoren. Damit ist einem nämlich ein Preisregen sicher, die Jurys dieser Welt lieben Fotos von nackten Freaks.

Ebenfalls zu bedenken wäre eine Karriere als Schauspielerin, wobei ich hier vornehmlich entweder Behinderte (oooh!) spielen würde oder aber Nazis und andere Asoziale (iiiih!), das mag die Academy, und bald hätte ich einen Oscar im Sack.

Und wenn ich Arthur Cohn wäre, der König der Namedropper, würde ich subito die Story dieser Brasilianerin verfilmen, die sich unter Umständen-mutmasslich-eventuell-vielleicht-wahrscheinlich-dassiehtmandochaufdenerstenblick! selbst geritzt hat (emo? ferrosexuell?).

Womöglich wäre auch Radiomoderatorin was für mich. Gerade sagt die nämlich: "Samstag ist der Latte Macchiato unter den Wochentagen." Ich täusche ein winzigkleines Erbrechen vor, ganz für mich allein.

Aber vielleicht lasse ich das auch alles und werde doch Tortenbäckerin. Wie sagt der Berner so inflationär häufig?

Mau luege.


PS: Es führt kein Weg dran vorbei, ich muss trotzdem Radiomoderatorin werden. Oder irgend jemand anderes muss es tun. Die Dings sagte vorhin nämlich schon wieder sowas Fieses! Mami!
"Tina Turners Lebensmotto lautet: Glücklich kann man nicht werden. Glücklich kann man nur sein. Schön, oder?"

Nein, gar nicht, sage ich leise für mich. Und weine eine einsame Träne für all die armen, hässlichen Aphorismen dieser Welt.

Donnerstag, 5. Februar 2009

Juhuu.s.a.

So, zurück! Und was haben wir gelernt? z.B.: Die Obdachlosen in den USA sind viel besser drauf als in der Schweiz. Sie schreiben total witzige Schilder wie: "Why lie? I want a beer" oder "Your smile won't buy me a drink" oder "Smile if you touch yourself".

Ja, seit Obama ist einfach alles viel besser!

Sonst so:


(Caramel = Costello)







Das wärs öppen.